GER-B11 2025-26
Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE), University of Luxembourg
Freitag, 23.Januar 2026 10:00 Uhr - 11:30 Uhr im Raum MSA 4.350 (Atelier)
Über das Sanduhrprinzip.
Im Seminar “Literaturrecherche und wissenschaftliches Schreiben” (1.Sem) setzen wir uns mit der Spezifika des Sanduhrprinzips auseinander.
Bspw. das Prinzip hilft uns unsere Ideen strukturieren sowie punktspezifisch relevante Inhalte aus wissenschaftlichen Aufsätze extrahieren – also man muss nicht immer Aufsätze ins Details lesen!
Gute Verständnisse über das Sanduhrprinzip hilft uns vorab definieren was wir tatsächlich aus einem Aufsatz extrahiert bräuchten: Theorien, Methoden, Messinstrumente oder vielleicht evidenzbasierte Schlussfolgerungen.
\[E=mc^2\] 1905 die Theorie (Einstein) und 2005 zweifelsfrei nachgewiesen (MIT Experimente).
Ohne klare Arbeitsdefinition können wir ein Phänomen bzw. eine Problematik nicht konkret beschreiben.
Und für die wissenschaftliche Arbeit braucht man Klarheit (denken Sie an Prinzip von Objektivität).
Beschreibt (deskriptiv) und erklärt (kausal) eine Aussage über die Realität.
Eine Theorie wird geprüft (Falsifizierungsprinzip von Hypothese) und entwickelt (evidenzbasierter Narrativenaufbau).
Prüfung einer Theorie entsteht deduktiv. Standard in quantitativer Methode.
Entwicklung einer Theorie entsteht induktiv. Standard in qualitativer Methode.
Aber…Theorien werden geprüft und entwickelt in quantitativer sowie qualitativer Methode. Ein Paradox?
Nein, gelten unterschiedliche Kriterien und Denkweisen bzw. wissenschaftliche Paradigmen (bestimmten Seminaren werden konkrete Antworten geben).
Theorien bzw. etablierte wissenschaftliche Kenntnissen entstehen durch kummulativen Befunden, die in wissenschaftlicher Gemeinschaft validiert sind.
das Ganze wird ereneut wiederholt
Theorien können eine Problematik deskriptiv und kausal beschreiben.
Mit anwachsendem Kenntnissbasis entstehen präziser Theorien. – Theorie wird also verifiziert.
Eine Theorie kann aber nie zu 100% verifiziert werden.
Es braucht nur ein abweichender Fall, um die Theorie zu falsifizieren, d.h. als unwahr zu identifizieren.
Unsicherheit bleibt.
Falls abweichender Fall, entweder Anpassung der Theorie, oder Entwicklung neuer Theorie.
Abweichender Fall wird zum Bestandteil wissenschaftlicher Kenntnis und NICHT verbergt, ignoriert, oder als irrelevant betrachtet.
Meine eine Theorie besagt, dass alle Schwähne weiss sind.
Meine andere Theorie besagt, dass Einhörner gibt.
Was bräuchte ich, um meine Theorien verifizieren?
Systematische Beobachtung gemäß strikten Protokollen also wissenschaftliche Arbeiten!
Schwarze Schwähne wurden in den 1800s aus Australien als Ornamentaltiere in diverse Ländern eingebürgert. (Quelle: Wikipedia)
Einhörner wurden (noch) nicht entdeckt. (Quelle: Menschheit.)
Forschungsfragen sind… ja… Fragen.
Und Fragen in der Regel werden dann verwendet, angesprochen oder thematisiert, wenn uns Information fehlt, wir neugierig über Geschensdetails sind, wir irgendetwas nicht nachvollziehen können usw.
Forschungsfragen sind dann Fragen mit einem Bezug auf eine Problematik bzw. ein Phänomen.
Durch Forschungsfragen werden neue spezifischen Kenntnis über eine Problematik gewonnen.
Problematik in der Wissenschaft ist äquivalent mit:
Die Problematik ist eine Lücke im wissenschaftlichen Kenntnisbasis sowie ein Forschungsziel.
Kenntnisbasis ermöglicht Fragen.
Fragen entstehen da eine Problematik implizit oder expliziert besteht.
Studie wird durchgeführt um evidenz-baiserte Aussagen über die Problematik zu machen.
Studienbefunden informieren Aktualisierung des Kenntnisbasis.
Für die Theorie, eine Hypothese ist ein präziser und falsifizierbarer Satz.
Für die Empirie, eine Hypothese ist eine Anname, die mit Methoden der Statistik auf Basis empirischer Daten geprüft (falsifiziert) wird. (Sieh ebenfalls Seminar “Desktiptive und Inferenzstatistik” 3.Sem)
Es wird zwischen H0 und H1 entschieden nur auf Basis von empirischen Daten. Dafür wird Probabilitätstheorie eingesetzt.
Erhofft ist, dass eine geringe Probabilität besteht, dass der H0 Satz wahr ist. Konvention ist, der Probabilitätsgrad p-Wert liegt unter 5% (p < 0.05).
Man sagt
Es gibt eine geringe Probabilität, dass der beobachteten Effekt (Befund aus der Statistik) unter der Nullhypothese liegt.
Meistens aber sagt man fälschlischerweise
Die Hypothese wurde bestätigt (p-Wert < 0.05) bzw. nicht bestätigt (p-Wert > 0.05)
Beachten Sie bitte, Hypothesen sind nur in der Quantitativen-Methode verwendet, denn Hypothesen sind aus Prinzip eine deduktive Herangehensweise.
Die Theorie informiert eine Fragestellung, die die Hypothesen informiert. Befunden auf Basis Hypothesen-Testen informieren Validierung bzw. Entwicklung der Theorie.
Was gilt für die Qualitative-Methode? Nachbildung von angemeßener Beschreibung und Kausalität der Problematik durch tiefe Auseinandersetzung mit… der Problematik. Also induktive Arbeit.
Problematik geklärt… Problematik besteht.
Problematik
Einbettung in der Literatur bzw. Theorie
Fragestellung (und Hypothesen)
Ethische Aspekte zu beachten.
Denkbare Problematik und Fragestellung:
Methoden
Analysen
Ergebnisse
Ethische Aspekte zu beachten.
Kontextualisierung der Befunden
Quelle: van Soest, Luhmann, Hansen, & Gerstorf, 2020 (in der Blibliothek verfügbar)
Auseinandersetzung mit den Ergebnissen
Studienlimitationen und künftige Arbeit
Schlussfolgerung für Praxis
Ethische Aspekte zu beachten.
Was macht eine Forschungsfrage gut und schlecht?
Eine gute Forschungsfrage:
Formulieren Sie Fragen auf der Grundlage dessen, was noch erforscht werden muss bzw. was Sie wissen möchten.
Weniger gut sogar schlecht
Welche Interventionen haben eine Auswirkung bei den älteren Menschen?
Warum nicht gut: unklar was erforscht werden soll.
Gut
Welche Interventionen sind erfolgreich bei der Verringerung der Sturzangst bei älteren Menschen?
Stellen Sie sicher, dass Ihre Forschungsfragen fokussiert und eng genug gefasst sind.
Weniger gut sogar schlecht
Welche Interventionen sind erfolgreich bei der Verringerung der Sturzangst bei älteren Menschen?
Warum weniger gut: Ungewissheit bzgl. Zielpopulation.
Gut
Welche Interventionen sind erfolgreich bei der Verringerung der Sturzangst bei älteren Menschen, die noch zu Hause leben?
Bewerten Sie Ihre Forschungsfragen, um sicherzustellen, dass sie zielgerichtet genug sind, ob die Beantwortung Ihrer Forschungsfrage machbar ist (Zeit und andere Ressourcen), ob Sie Daten sammeln können, die Ihre Fragen beantworten (sind sie messbar?), und ob die gewonnenen Erkenntnisse interessant und nützlich sind.
Auf dieser Grundlage können Sie Änderungen an Ihren Forschungsfragen vornehmen.
Gut
Welche Interventionen sind erfolgreich bei der Verringerung der Sturzangst bei älteren Menschen, die noch zu Hause leben?
Noch besser
Welche Intervention zwischen A, B, und C verringt am meisten den Sturzangst bei über 60-Jährigen, die noch zu Hause leben?
Warum noch besser: Konkretheit bzgl. was gemessen wird und was der Ziel ist.
Machen Sie sich klar, welche Auswirkungen („implications“) Ihre Forschung haben wird.
Wofür wird das neue Wissen nützlich sein?
Wie kann dieses Wissen in der Praxis genutzt werden?
Gut
Welche Intervention zwischen A, B, und C verringt am meisten den Sturzangst bei über 60-Jährigen, die noch zu Hause leben?
Noch besser
Verringen Interventionen A, B, C den Sturzangst ähnlich bei über 60-Jährigen, die noch zu Hause leben wie bei über 60-Jährigen, die im Pflegeheim wohnen?
Warum noch besser: Falls Unterschiede, dann Kontext spielt eine Rolle in der Praxis.
Gruppenarbeit von 3-4.
Sie können für diese Übung ein Thema aus dem Bereich der Gerontologie wählen. Vielleicht aus eigener Praxis sogar.
Jede Gruppe stellt die Forschungsfrage vor. Jede Gruppe soll in der Lage sein, die Fragestellung vor dem Publikum rechtfertigen.
Denken Sie ebenfalls an: Wissenschaft–Scheinwissenschaft, Paradigmen, wissenschaftliche Ethik, methodologische Herangehensweisen.
Wissenschaft unterscheidet sich von Scheinwissenschaft in dem sie beachtet standardisierte Protokollen, die der Gemeinschaft ermöglicht, Befunden validieren, nachprüfen, und verfizieren.
Ethische Maßnahmen sind vor, während sowie nach wissenschaftlicher Arbeit zu beachten.
Man entscheidet zwischen quantitativer und qualitativer Hearangehensweise.
Man geht also deduktiv (Problematik-Fragestellung-Hypothesen-Beobachtung-Interpretation-Problematik) oder induktiv (Problematik-Fragestellung-Beobachtung-wiederholten Datenmuster-Narrativenaufbau-Problematik) einer Fragestellung nach.
Eine wissenschaftliche Arbeit wird in der Sanduhr-Struktur organisiert.
Wissenschaftliche Kenntnis ist ein kumulatives Verfahren.