“Tirol muss viel weltoffener werden … Weg vom bäuerlichen Sittenbild, keiner rennt den ganzen Tag in Lederhose/Dirndl rum.”
— Bachelorstudent, Management & Recht
Im Zuge einer Neuausrichtung der Tiroler Wirtschafts- und Innovationsstrategie wurde im Frühjahr 2021 angeregt, die in Tirol ansässigen jungen Menschen, die am Beginn ihres Berufsleben stehen, an diesem Prozess zu beteiligen. Gemeinsam mit der Tiroler Landesregierung und Pöchhacker Innovation Consulting wurden geeignete Strategiefelder identifiziert, die vom MCI Die Unternehmerische Hochschule® (MCI) inhaltlich und methodisch in einen Pilot-Survey umgesetzt wurden. Die vorliegende Studie fragt, wie Studierende des MCI den Wirtschaftsstandort Tirol wahrnehmen und welche Erwartungen für die Weiterentwicklung bestehen. Sie dient zugleich als Vorlage für ein dauerhaftes Monitoring im Rahmen der politischen Partizipation junger Menschen im Land Tirol.
“Öffis, E-Bikes, und das alles Leistbar.”
— Bachelorstudent, Betriebswirtschaft Online
Grundgesamtheit der vorliegenden Untersuchung bilden 3.499 Studierende, die im Sommersemester 2021 in einem Studiengang des MCI inklusive Executive Education eingeschrieben waren. Es wurde eine Onlineumfrage unter diesen Studierenden durchgeführt mit dem Ziel, eine repräsentative Stichprobe zu ziehen.
Der Fragebogen deckte fünf Themenbereiche ab. Ausgehend von allgemeinen Zukunftsperspektiven und Lebensentwürfen (Kap. 3) wurden die Studierenden nach Ihren Vorstellungen von ihrer zukünftigen Berufstätigkeit befragt. Dabei wurde unterschieden zwischen Kriterien für die Wahl des Arbeitsplatzes bzw. der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber einerseits (Kap. 4) und Kriterien für die Wahl des Wirtschaftsstandortes als Lebensmittelpunkt andererseits (Kap. 5). Beide Aspekte wurden zunächst allgemein und im Anschluss regionalspezifisch für Tirol erfasst. Darüber hinaus wurden auch der geografische Lieblingsort (Kap. 6) sowie Kenntnisse des Tiroler Arbeitsmarktes mit Blick auf die ansässigen Leitbetriebe erfasst (Kap. 7). Sämtliche Antwortmöglichkeiten waren vollstandardisiert. Die Befragung schloss mit einer offenen Kommentarmöglichkeit, aus der auch die Zitate am Beginn der Kapitel entnommen wurden (Kap. 8).
Die Online-Befragung wurde über die Plattform Limesurvey realisiert. Zur Minimierung von Übertragungseffekten wurden die allgemeinen Fragen von den für Tirol spezifischen Fragen durch das Zwischenschalten anderer Fragen getrennt; die Reihenfolge der Fragen im Fragebogen entspricht daher nicht der Reihenfolge in der vorliegenden Auswertung. Um dem Effekt vorzubeugen, dass bei der Beantwortung längerer Itemlisten die weiter oben stehenden Aussagen bevorzugt werden (primacy effect), wurden die Aussagen auf dem Online-Fragebogen in zufälliger Reihung präsentiert, d.h. jede befragte Person bekam die Antworten in einer anderen Reihung vorgelegt. Das Umfragelink wurde am 29.6.2021 erstmalig per E-Mail an die Studierenden versendet, am 15.7.2021 wurde ein Reminder verschickt. Überdies wurde die Befragung über die Social Media Angebote des MCI beworben. Die Umfrage war bis zum 13.9.2021 online.
Trotz der pandemiebedingt spürbar gestiegenen allgemeinen ‘Umfragemüdigkeit’ und den nahen Semesterferien konnten insgesamt n = 443 Studierende mit der Umfrage erreicht werden. Das entspricht einem Rücklauf von 12.7%. Die Verteilungen der zentralen Strukturdaten Alter, Geschlecht, Studienzweig und Abschluss in der Stichprobe entsprechen im Wesentlichen den Verteilungen in der Grundgesamtheit (Tab. 1). Die nachfolgende Analyse (Tab. 2-14) zeigt zudem, dass die inhaltlichen Ergebnisse für alle geprüften Strukturmerkmale (Geschlecht, Studienzweig, Abschluss, Herkunft und Berufserfahrung) durchgehend nur geringe Variation aufweisen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass mit Blick auf die Fragestellung der Untersuchung eine durchaus repräsentative Stichprobe aller MCI-Studierenden vorliegt.
Um belastbare Werte für das MCI insgesamt abschätzen zu können, wurden die Befragungsfälle nach den Teilgruppen Geschlecht, Studienprogramm und Studienabschluss gewichtet. Jedes Teilgewicht wird dabei zunächst als Quotient aus dem Anteil der Teilgruppe am MCI geteilt durch den Anteil der Teilgruppe in der Stichprobe bestimmt. Unterrepräsentierte Teilgruppen erhalten damit ein höheres Gewicht (Tab. 1). Das Gesamtgewicht ergibt sich als Produkt der drei Teilgewichte und liegt zwischen 0.797 und 1.505.
Beschreibung der Stichprobe, Repräsentativität und Gewichtungsfaktoren
Die folgenden Tabellen stellen überwiegend prozentuale Häufigkeiten dar, die nach den in Tab. 1 dargestellten Strukturgrößen aufgeschlüsselt werden. Von einer Differenzierung nach Altersklassen wurde aufgrund des engen Altersspektrums der Zielgruppe abgesehen.
Alle präsentierten Prozentangaben stellen gewichtete Anteile dar, absolute Häufigkeiten werden ausnahmslos ungewichtet angegeben. Die Auswertung und Darstellung erfolgte mit R 4.1.0 unter Verwendung der Pakete reactable 0.2.3 (Tabellen), ggplot2 3.3.5 (Grafiken) und rmarkdown 2.10 (Dokument).
Zur optimalen Vergleichbarkeit wurden die Tabellen jeweils entsprechend der Gesamtsituation am MCI sortiert (Mittelwerte oder Ränge in der jeweils letzten Spalte). Für Detailuntersuchungen können die einzelnen Tabellen mit einem Klick auf die Spaltenüberschriften auch einzeln sortiert werden. Ein Klick in die letzte Spalte stellt die ursprüngliche Sortierung wieder her.
Die Daten zur Gesamtsituation am MCI werden in Orange dargestellt und finden sich unter der Rubrik ‘Gesamt’. Daten für einzelne Teilgruppen werden in Blau darüber gelegt. Ist der Anteil für eine Teilgruppe kleiner als am MCI insgesamt, wird der Gesamtwert darunter sichtbar; ist er größer, wird der überzählige Anteil in dunklerem Blau gezeigt.
“Weniger Vetternwirtschaft wäre sehr hilfreich. Neue Schwerpunkte setzen, der Tourismus ist fertig. Mehr Offenheit der Politik mit Fokus auf Zukunft. Kein Verharren in der Vergangenheit.”
— Bachelorstudent, Mechatronik
Die Grundhaltung der meisten Studierenden (85%) ist positiv. Die große Mehrheit blickt optimistisch in ihre berufliche Zukunft (Tab. 2), und zwar völlig unabhängig von Geschlecht, Studienzweig und -abschluss, Herkunft oder dem Grad ihrer Berufserfahrung.
Einmal ganz allgemein gefragt: Wenn Sie an die Zeit nach Ihrem Studium denken, sind Sie dann generell eher optimistisch oder eher pessimistisch in Bezug auf Ihre berufliche Zukunft?
Die beruflichen Ziele der MCI-Studierenden sind dabei oft ambitioniert (Tab. 3). Die meisten sehen sich später in Führungspositionen, Männer noch etwas häufiger als Frauen. Abhängige Beschäftigungsverhältnisse sind dabei attraktiver als die Selbstständigkeit bzw. Unternehmensgründung. Eine internationale Karriere zu machen scheint für Frauen wichtiger zu sein als für Männer, hat insgesamt aber eine eher nachrangige Bedeutung. Dies stützt den allgemeinen Befund einer abnehmenden internationalen Mobilität aus verwandten Untersuchungen. Eine wissenschaftliche Karriere wird ganz überwiegend von Studierenden der technischen Fächer angestrebt.
Was können Sie sich für Ihr weiteres Leben vorstellen, wo sehen Sie sich beruflich in den kommenden Jahren am ehesten? Für meine Zukunft stelle ich mir vor, …
Die beruflichen Interessen der MCI-Studierenden liegen vorwiegend in den Bereichen Digitale Technologien, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie Forschung und Entwicklung (Tab. 4). Traditionelle Sektoren wie Landwirtschaft und Tourismus, aber auch Dienstleistung und Handel werden als weniger attraktiv eingeschätzt. Indem Frauen häufiger für Gesundheit und Soziales sowie Erziehung und Bildung, Männer hingegen für die technologischen Themen optieren, bildet die Interessenlage auch bekannte Geschlechter-Stereotype ab.
Wo liegen Ihre beruflichen Interessen?
“Hört endlich auf eine Arbeitskultur zu prägen, die schon seit 20 Jahren nicht mehr aktuell war und beginnt endlich flexibles Arbeiten zu ermöglichen. Unsere Generation will sich frei einteilen können von wo sie arbeiten will und wann das geschehen soll. Und stellt doch endlich auf Englisch um. Sonst kriegen wir nie international Spitzenkräfte nach Tirol. Wir müssen endlich weg kommen von dem sinnbefreiten Spruch ‘Bisch a Tiroler, bisch a Mensch…’.”
— Bachelorstudent, Digital Business & Software Engineering
Für fast alle Befragten ist die Vereinbarkeit mit dem Privatleben für die Wahl des Arbeitsplatzes von Bedeutung (d.h. eher oder sehr wichtig; Tab. 5). Entsprechend wird auch die Möglichkeit zur freien Einteilung der Arbeitszeiten betont. Die Orientierung an festen Arbeitszeiten und auch Teilzeitarbeit im Sinne reduzierter, aber fester Arbeitszeiten, erscheinen dagegen weniger attraktiv.
Auch Aufstiegs- und Karrierechancen sind fast allen Befragten wichtig, ebenso wie die Identifikationsmöglichkeit mit den Werten des Unternehmens. Dazu zählt insbesondere die Übernahme sozialer und ökologischer Verantwortung. Zugleich kann den Befragten ein hohes Sicherheitsbedürfnis im Sinne einer „Krisenfestigkeit“ attestiert werden.
Mit Blick auf die hohe Bedeutung des Privatlebens erscheinen die Wünsche nach Remote und Mobile Working zunächst etwas ambivalent. Die Annahme, dass die ‘Digital Natives’ nicht mehr an räumlich fixierten Arbeits- oder Dienstorten arbeiten wollen, bestätigt sich hier nicht eindeutig. Unter dem Eindruck der pandemiebedingten Nutzung von Online-Tools in den vergangenen Monaten mag dies zunächst durchaus plausibel erscheinen. Es kann aber auch darauf hindeuten, dass Remote und Mobile Working weniger als eigenständige Erfolgsfaktoren anzusehen sind, sondern vielmehr als hinreichende Bedingungen bzw. Hygienefaktoren für die Wahl eines Arbeitsplatzes, d.h. Faktoren, die als selbstverständlich angesehen werden, einem Unternehmen bei Nicht-Vorhandensein aber zum Nachteil geraten können.
Die Befunde sind über die unterschiedlichen soziodemografischen Merkmale in hohem Maße stabil. Die Studierenden zeigen damit ein durchgängig hohes Maß an Leistungsbereitschaft und den Willen zur Karriere. Dennoch wird ein Arbeitsplatz nicht um jeden Preis angenommen, weder auf Kosten des Privatlebens, noch im Konflikt mit eigenen Wertvorstellungen.
Welche konkreten Vorstellungen haben Sie von Ihrem zukünftigen Arbeitsplatz? Was müssen Ihre künftige Arbeitgeberin oder Ihr künftiger Arbeitgeber mitbringen? Bitte sagen Sie uns, wie wichtig Ihnen aus heutiger Sicht die folgenden Kriterien sind!
Mit Blick auf Tab. 6 wird schnell deutlich, dass die konkrete Beurteilung der Situation in Tirol weniger deutlich ausfällt als die zuvor formulierten allgemeinen Wünsche. Jeweils vier von fünf Studierenden attestieren Tiroler Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern durchaus gemeinsame Wertvorstellungen und sehen bei ihnen Krisensicherheit und genügend Freiraum für das Privatleben; für den Großteil treffen diese und alle weiteren Kritereíen aber nur eher, nicht voll zu. Den Wünschen nach flexiblen und selbstbestimmten Arbeitszeiten und -orten wird aus Sicht der Studierenden in Tirol zudem nur sehr unzureichend nachgekommen. Dieses Bild wird von ansässigen Tirolerinnen und Tirolern sowie von Studierenden mit professioneller Berufserfahrung tendenziell noch etwas negativer gezeichnet.
Einmal ganz allgemein gefragt: Was glauben Sie, inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf Tiroler Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu? Tiroler Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber …
Es besteht damit eine eindeutige Diskrepanz zwischen den als sehr wichtig erachteten Kriterien einerseits und den wahrgenommenen Arbeitsbedingungen bei Tirolern Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern andererseits (Tab. 7). Auch, wenn die Wahrnehmung in Abhängigkeit von der Herkunft oder dem Grad der Berufserfahrung durchaus unterschiedlich ist, zeigt sich doch über alle Teilgruppen hinweg ein sehr klares Bild: Die fünf wichtigsten Ansprüche an einen zukünftigen Arbeitsplatz – namentlich Work-Life-Balance, Karrieremöglichkeiten, geteilte Werte, soziale und ökonomische Verantwortung sowie Krisensicherheit – werden nach Einschätzung der Studierenden auf dem Tiroler Arbeitsmarkt nur höchst unzureichend erfüllt. Wie oben dargestellt, werden die Arbeitsbedingungen in Tirol aber durchaus moderat positiv eingeschätzt, denn die meisten der als wichtig erachteten Kriterien treffen für viele Studierenden immerhin eher zu. Die weitere Entwicklung der Arbeitsbedingungen in Tirol baut somit auf guten bestehenden Ansätzen auf. Dies wird auch von der teilweise positiveren Wahrnehmung auswärtiger Studierenden untermauert.
Ansprüche an einen zukünftigen Arbeitsplatz und Einschätzung von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in Tirol. Dargestellt ist der Vergleich der Ergebnisse aus Tab. 5 (eher wichtig + sehr wichtig) und Tab. 6 (trifft eher zu + trifft voll zu).
“Attracting more international firms would be an easy way. All the students who love living here but cannot speak German would definitely stay and work here. Even though a person speaks German, it is not always comfortable working with it.”
— Bachelorstudentin, Wirtschaft & Management
Für die Wahl des Lebensmittelpunkts zählen vor allem das Gefühl, willkommen zu sein, Offenheit, ein hoher Freizeitwert sowie leistbarer Wohnraum (Tab. 8). Entscheidungskriterien wie Innovationsgrad oder Internationalität, die im engeren Sinne für das Berufsleben relevant sind, haben eine eher zweitrangige Bedeutung. Bei der Standortwahl dominieren somit private Motive deutlich gegenüber karriere- oder berufsbezogenen Kriterien. Die Bedeutung der Standorteigenschaften unterscheidet sich wiederum kaum zwischen den soziodemografischen Gruppen, was die Gültigkeit der Ergebnisse erneut unterstreicht.
Vielleicht haben Sie ja auch schon einmal darüber nachgedacht, wo Sie nach Abschluss Ihres Studiums leben und arbeiten möchten. Wie wichtig sind Ihnen folgende Kriterien für die Wahl Ihres zukünftigen Lebensmittelpunktes?
Ähnlich wie schon bei der Bewertung der Arbeitsbedingungen in Tirol zeigt sich auch bei der Einschätzung des Wirtschaftsstandortes Tirol als zukünftigen Lebensmittelpunkt, dass viele der allgemein als wesentlich erachteten Kriterien nur bedingt mit Tirol assoziiert werden (Tab. 9). Einzig der Freizeit- und Erholungswert von Tirol wird durch die Studierenden in sehr hohem Maße positiv gewürdigt. Im weiteren Ranking der Wunschvorstellungen belegen mit dem Kulturangebot und der Gründungsförderung zwei Kriterien den zweiten und dritten Platz, die bei der Standortwahl eine untergeordnete Rolle spielen. Fast gleichauf an vierter Stelle findet sich das Gefühl, auf dem Tiroler Arbeitsmarkt willkommen zu sein. Weltoffenheit ist im unteren Mittelfeld gereiht, leistbarer Wohnraum liegt auf dem vorletzten Platz und wird nur von den Lebenshaltungskosten unterboten.
Es sind insbesondere Zugereiste aus anderen Ländern, die sich am Tiroler Arbeitsmarkt überhaupt nicht willkommen fühlen. Zugleich schätzten diese aber die Weltoffenheit sowie Wohnungsmarkt und Lebenshaltungskosten in Tirol deutlich positiver ein als Studierende mit Lokalkenntnis, d.h. mit Wohnort und/oder Berufserfahrung in Tirol. Darüber hinaus sind aber auch hier keine nennenswerten Unterschiede zwischen den soziodemografischen Gruppen zu beobachten. Dies sowie die erwartbar hohe Zustimmung zum Tiroler Freizeit- und Erholungswert können erneut als Indiz für die Validität der Befragungsergebnisse gewertet werden.
Und inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen über Tirol als Wirtschaftsstandort zu?
Anspruch und Wirklichkeit liegen in Tirol auch in Bezug auf die Wahl als Lebensmittelpunkt weit auseinander (Tab. 10). Der hohe Freizeit- und Erholungswert ist mit Abstand der wichtigste, wenn nicht gar der einzig effektive Standortfaktor von Tirol. Im direkten Vergleich entspricht nur das Kulturangebot ebenfalls der studentischen Erwartungshaltung, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau.
Interessanterweise wird Tirol von auswärtigen Studierenden in vielfacher Hinsicht positiver wahrgenommen als von Einheimischen. Neben den oben genannten Aspekten betrifft dies auch die Karriere und Gründungsförderung, das Kulturangebot sowie die Wahrnehmung der ansässigen Spitzenforschung.
Als größte Herausforderungen sind insbesondere zwei Aspekte zu nennen. Dies ist zum einen die zukünftige Entwicklung der Lebenshaltungskosten im Allgemeinen und des Wohnungsmarktes im Besonderen. Zum anderen gibt der vielfach berichtete Mangel an Weltoffenheit und Willkommenskultur Anlass, über eine stärkere Internationalisierung des Tiroler Arbeitsmarktes nachzudenken In diese Richtung zielen auch viele Kommentare, die von internationalen Studierenden gemacht wurden (Tab. 15).
Ansprüche an einen zukünftigen Lebensmittelpunkt und Einschätzung von Tirol. Dargestellt ist der Vergleich der Ergebnisse aus Tab. 8 (eher wichtig + sehr wichtig) und Tab. 9 (trifft eher zu + trifft voll zu).
“Tiroler Unternehmen sollten sich aktiv um eine Zusammenarbeit mit den Studierenden während ihres Studiums bemühen. Somit könnten gute Arbeitskräfte in Tirol gehalten werden. Viele gehen in ihren Heimatort zurück oder nehmen Stellen an, welche ihnen einen Praktikumsplatz angeboten haben. Auf diesem Weg verlieren wir viel gut ausgebildetes Personal.”
— Bachelorstudentin, Betriebswirtschaft Online
Fast die Hälfte aller Studierenden kann sich vorstellen, später in Tirol zu leben und zu arbeiten (Tab. 11). Dieser Befund ist jedoch selbstverständlich stark abhängig von der Herkunft: Er gilt für über zwei Drittel der Tirolerinnen und Tiroler, aber nur für etwa ein Fünftel der Studierenden, die aus einem anderen Ort in Österreich oder aus dem Ausland stammen. Allgemein gesprochen liegt der Anteil der Studierenden, die vorhaben, nach dem Studium in ihre Herkunftsregion zurückkehren, unabhängig von ihrer Herkunft bei etwa zwei Dritteln – ein klarer Ausdruck des Bedürfnisses nach Sicherheit und Orientierung.
Wo liegt Ihr Lieblingsort, an dem Sie später gern leben und arbeiten möchten?
Tab. 12 unterstreicht zusätzlich die Bedeutung der lokalen/regionalen Beziehungsnetzwerke von Studierenden. Familie und Freunde sind gewissermaßen Garant für das Gefühl willkommen zu sein. Dass am Studienstandort Tirol die in Tirol wohnhaften Studierenden noch stärker auf das heimische Netzwerk bauen als Zugereiste, erscheint dabei plausibel.
Bitte sagen Sie uns, warum Sie diesen Ort als Lieblingsort für Ihr späteres Berufsleben gewählt haben! Welche der folgenden Beschreibungen trifft am ehesten zu?
“Ich denke, dass sich Tirol in den letzten Jahren aus wirtschaftlicher Sicht gut entwickelt hat und aus diesem Grund ‘am Ball bleiben’ und den eingeschlagenen Weg weitergehen sollte. Kleine, heimische Unternehmen beweisen immer wieder, dass man trotz Standort Tirol auch international erfolgreich sein kann, weshalb ich denke, dass gerade kleine bzw. neue Unternehmen, die innovative Ideen verfolgen, besonders gefördert werden sollten.”
— Bachelorstudentin, Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement
Tirols Unternehmenslandschaft wird in der Wahrnehmung der MCI-Studierenden vor allem durch seine internationalen Großkonzerne bestimmt (Tab. 13). Aufgrund bestehender und im Rahmen von Lehrveranstaltungen angebotener MCI-Partnerschaften, Unternehmensprojekte, Praktika etc. sind diese Ergebnisse im Rahmen der Piloterhebung aber nur bedingt aussagekräftig.
Am Ende unserer Umfrage zeigen wir Ihnen jetzt noch eine Liste von Tiroler Leitbetrieben. Bitte sagen Sie uns, welche dieser Tiroler Leitbetriebe Sie kennen.
Als attraktive Arbeitgeber gelten unter Studierenden überwiegend internationale Großunternehmen (Tab. 14). Für kleine und mittelständische Unternehmen bietet sich hier viel Potenzial, das durch gezielte Imagekampagnen abgeschöpft werden kann (beispielsweise nach dem Motto ‘Auch das ist Tirol’ mit Bildern von KMU Hightech-Produkten). Auch die oben identifizierten Erfolgsfaktoren für die Anwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie flexiblere Arbeitszeitmodelle, die Übernahme ökologischer und sozialer Verantwortung etc. lassen sich von KMU glaubhaft umsetzen und vermitteln.
In welchem der genannten Betriebe können Sie sich vorstellen, später einmal zu arbeiten?
“The future development of Tyrol should incorporate in the city design and accommodation planning, multiculturalism and diversity with the objective of attracting positive reviews and perceptions across different parts of the world.”
— Doktoratsstudent, Wirtschaft & Management
Am Ende der Befragung wurden die Studierenden gebeten, ggf. weitere Vorschläge für die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes einzubringen. Tab. 14 fasst die Antworten unbearbeitet zusammen.
Jetzt haben wir viel gefragt. Welche Vorschläge für die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Tirol möchten Sie noch einbringen? Bitte skizzieren Sie Ihre Ideen in Stichworten!
“Ich mag Tirol als Lebensraum sehr gerne, die Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und Innsbruck ist eine sehr angenehme Stadt, da sie fast alles bietet, was man braucht und alles fußläufig erreichbar ist. Ich würde gerne nach dem Ende meines Masterstudiums hier bleiben und arbeiten, nur leider fehlen mir hier die beruflichen Perspektiven. … Ich würde gern in Tirol bleiben, aber die Jobaussichten sind mir hier persönlich schlichtweg zu begrenzt und ich habe das Gefühl, dass ich den Einstieg in eine berufliche Karriere verpasse, wenn ich in Tirol bleibe.”
— Masterstudentin, Management, Communication & IT
… work in progress …